Demo statt Plenum

Diesen Mittwoch den 19.08. wird es kein offenes Plenum in der Sauerkrautfabrik geben. Stattdessen rufen wir euch auf, mit uns zusammen auf die Demonstration „Sechs Monate nach den rassistischen Morden von Hanau: Erinnerung – Gerechtigkeit – Aufklärung – Konsequenzen“zu gehen.

Wir treffen uns um 17 Uhr vor der SKF und fahren dann gemeinsam spätestens um 17:30 Richtung Veddel, wo die Demo um 18 Uhr am S Bahnhof beginnt.
Der gesamte Aufruf im Wortlaut (auch zu finden hier)

Am 19. August wird es sechs Monate her sein, dass ein Rassist in Hanau neun junge Menschen erschossen hat. Diesem Verbrechen gingen Warnungen voraus, die nicht ernst genommen wurden. Es gibt viele bekannte Nazis, die bewaffnet sind. Die Polizei tut nichts dagegen. Stattdessen kontrolliert und schikaniert sie oft die Betroffenen von rassistischer Ausgrenzung.
Vor und nach dem Anschlag von Hanau gibt es behördliches Versagen. Es bleiben viele offene Fragen, die nicht beantwortet werden. Heutzutage ist es bereits ein Erfolg, dass so eine Tat als das anerkannt wird, was sie war: Purer Rassismus. Kein verwirrter Einzeltäter. In den
letzten 5 Monaten wurde viel versprochen und wenig geliefert. Damit wollen wir uns nicht zufriedengeben.

Wir werden nicht auf den nächsten Anschlag warten!
Wir fordern Aufklärung und Konsequenzen.

Zum 19. August rufen die Angehörigen und Überlebenden gemeinsam mit antirassistischen Initiativen aus Hanau bundesweit zum Gedenken und zu Demonstrationen auf.

Auch wir in Hamburg folgen diesem Ruf, denn rechter Terror ohne Aufklärung und Konsequenzen, rassistische Polizeigewalt und rechte Netzwerke in den Sicherheitsorganen sind keine Einzelfälle. Auch in
Hamburg ist es Realität, dass Rassismus tötet!
Der NSU ermordete hier in Hamburg Süleyman Taşköprü.
Im S-Bahnhof Veddel, wo unsere Demonstration beginnt, wurde 2017 ein Sprengstoffanschlag verübt. Der inzwischen verurteilte Täter ist ein bekannter Neonazi.

Rassismus und neoliberale Politik spaltet, hetzt uns gegeneinander auf, diskriminiert und entwürdigt viele Menschen. Gemeinsam gedenken wir der Opfer dieser tödlichen Politik und gemeinsam entwickeln wir unseren
Widerstand.

Kommt deshalb am 19. August zum Veddeler Bahnhof

• Wir fordern eine lückenlose Aufklärung der Tat des 19. Februar 2020.
• Wir fordern politische Konsequenzen, den Rücktritt aller
Verantwortlichen, insbesondere des hessischen Innenministers Beuth.
• Wir fordern Gerechtigkeit und Unterstützung für die hinterblieben
Familien.
• Wir fordern ein angemessenes Erinnern.

Gerechtigkeit für Aman!

**english version below**
Kommt am 22.08. mit uns nach Stade und fordert ab 17 Uhr
mit uns zusammen Gerechtigkeit für Aman Alizada!

Warum wir Gerechtigkeit für Aman fordern?

Am 17.8.2019 wurde Aman Alizada in seiner Wohnung von einem Polizisten durch fünf Schüsse getötet.
Schnell kamen berechtigte Fragen auf, wie es dazu kommen konnte.
Schon damals wurde auf einer Gedenkdemonstration am 12. Oktober von Familie, Freunden sowie vielen entschlossenen Teilnehmer*innen eine umfassende Aufklärung des Falles gefordert. Nun hat die Staatsanwaltschaft am 15.06.2020 das Verfahren eingestellt, aus ihrer Sicht handelte es sich um „glasklare Notwehr“.

Dass Staatsanwaltschaften keinen Grund sehen (wollen), ihre uniformierten Gesinnungs- genossen anzuklagen ist nichts neues. Verfahren gegen Cops werden in Deutschland überdurchschnittlich oft eingestellt. Nicht zuletzt, weil sie sich immer wieder gegenseitig decken. In Stade ist das nun erneut passiert.

Doch so einfach ist es nicht, zu viele Fragen sind noch offen. Nicht nur dass es massive Widersprüche bei den Zeugenaussagen gibt, und Zeugen einzig Polizist*innen sind.
Warum tritt die Polizei die Tür ein, obwohl sich Aman alleine in dem Zimmer befand?
Wieso behauptet die Polizei er habe in Pfeffer gebadet, wenn man bei nur 1 von 4 Abstrichen an Aman einen Rest Reizstoff gefunden hat?
Warum wird von der Staatsanwaltschaft ignoriert, dass Aman laut dem Forensischen Gutachten lag, saß oder gebückt war. Sieht so eine Bedrohung aus?
Warum traut sich die Staatanwaltschaft nicht, die Einstellung des Verfahrens öffentlich bekannt zu geben und rückt erst auf Nachfrage der Presse damit heraus?

Dies können und wollen wir nicht widerspruchslos hinnehmen.
Daher wird es am 22.08. um 17:00 Uhr in Stade auf dem Pferdemarkt eine Demonstration für lückenlose Aufklärung seines Todes geben. Kommt alle und lasst uns gemeinsam unsere Wut, Trauer und Kritik am deutschen Rechtssystem auf die Straße tragen.

Diese Demo wird organisiert von der Initiative Aman Alizada.

Anfahrt ab Hamburg Hbf:
> S3 Richtung Stade bis Stade (1 Stunde)
> RE5 Richtung Cuxhaven bis Stade (50 Minuten)

Aktuelle Infos findet ihr auch bei Facebook:

https://www.facebook.com/events/380581202912356/

+++ english version +++

On the 22.08. we invite you to come to Stade with us. From 5pm on we will demand justice for Aman Alizada on the Pferdemarkt there.

Why do we call for justice?

On 17.08.2019 Aman Alizada was killed in his apartment by a policeman with five shots fired. Quickly, justified questions arise as to how this could happen.

Even then, family, friends and many determined participants demanded a comprehensive clarification of the case at a memorial demonstration on 12 October.

Now, on 15.06.2020, the public prosecution has discontinued the proceedings; in their view, it was a case of „crystal-clear self-defence“.

The fact that the public prosecutor’s office does not (or does not want to) see any reason to accuse their uniformed comrades is nothing new. Proceedings against cops are discontinued in Germany more often than average. Not least because they always cover up for each other.
This has now happened again in Stade. But it is not that simple, too many questions are still open. Not only are there massive inconsistencies in the testimonies of witnesses, and witnesses are only police officers:
Why did the police kick the door down when Aman was alone in the room?
Why do the police claim that he took a pepper bath, when only 1 of 4 swabs of Aman were found to contain a residual irritant?
Why does the prosecutor’s office ignore the fact that according to the forensic report Aman was lying, sitting or bent over. Does it look like a threat?
Why doesn’t the prosecution dare to publicly announce that the case has been dropped and will only disclose it to the press when asked?

We cannot and do not want to accept this without protest, which is why there will be a demonstration on 22.08. at 5 p.m. in Stade at the „Pferdemarkt“, for a complete clarification of his death. Everybody come and let us all take our anger, sadness and criticism of the German legal system out onto the streets.

This demonstration is organized by „Initiative Aman Alizada“

Directions to Stade from Hamburg Central Station:
> S3, direction of stade (1 hour)
> RE5, direction of Cuxhaven (50 minutes)

You will find up to date Infos on facebook:
https://www.facebook.com/events/380581202912356/