In Gedenken an Aman Alizada Demo – Tenor augeweitet aufgrund der aktuellen Lage in Afghanistan

Aufruf von der Initiative Aman Alizada:

Seit zwei Jahren fordern wir Gerechtigkeit für den jungen Afghanen Aman Alizada der in Stade von der Polizei erschossen wurde. Wir, Freunde, Bekannte und Aktivist*innen, planen in diesem Jahr die dritte Demo.

Auch die letzten Jahre haben wir über  über die Situation von Geflüchteten aus Afghanistan und über Afghanistan selbst gesprochen. Dies ist aber wichtiger denn je! Jetzt gerade verlieren wir geliebte Menschen, die von den Taliban getötet werden.

Aber es sind nicht nur die Taliban verantwortlich für das Leid, sondern auch die Nato. Was bleibt nach 20 Jahren nach so einem Truppenabzug? Wozu die vieen zivilen Opfer, welche auch die Nato zu verantworten hat? Warum herrscht immer noch Armut und Hunger in Afghanistan? Wer profitiert von den Hilfsgeldern und welche Kriegsherren profitieren von Bündnissen?

Die wenigen entstandenen demokratischen Ansätze und Erfolge für die Rechte der Frauen werden nun unter den Taliban wieder vollends verschwinden. Afghanistan blutet und durch den schnellen Abzug der Truppen wurde den Taliban der Weg frei gemacht. Wir müssen handeln! Kommt zur Demonstration am 21.08.21 um 14 Uhr in Stade zum Pferdemarkt.

Wir kämpfen für:

– Sofortige Evakuierung aller gefährdeten Menschen und Ortskräfte

– sichere Fluchtwege

– Bleiberecht für alle Menschen aus Afghanistan

– Aufklärung der Schuld des Westens an der Situation in Afghanistan

Pressemitteilung: Initiativen fordern anlässlich des zweiten Todestages von Aman Alizada – Umstände des tödlichen Polizeieinsatzes müssen vor Gericht aufgeklärt werden

Am 17.08.2021 ist es zwei Jahre ist her, dass der 19-jährige Aman Alizada durch Schüsse aus der Pistole eines Polizeibeamten getötet wurde. Und noch immer sind die Umstände dieses tödlichen Einsatzes nicht aufgeklärt.Für den Flüchtlingsrat, die Bürgerinitiative Menschenwürde im Landkreis Stade und die Initiative zur Aufklärung des Todes von Aman Alizada ist der zweite Jahrestages des gewaltsamen Todes des afghanischen Geflüchteten Anlass, erneut schonungslose Aufklärung über die Umstände des tödlichen Polizeieinsatzes zu fordern. Sie erwarten, dass der Fall zur Anklage und damit vor Gericht gebracht wird. Die Staatsanwaltschaft Stade hatte bereits frühzeitig den Tod des Jugendlichen durch die Hand eines Polizeibeamten mit der Feststellung, dass es sich um „glasklare Notwehr“ gehandelt habe, ad acta legen wollen und die Polizei ohne gerichtliches Verfahren von jeglichem möglicherweise strafbaren Handeln freisprechen wollen.Die bekannten Fakten drängen aber ganz andere Schlüsse auf: Demnach hat die Polizei die Situation eskaliert und sich der Beamte, der die tödlichen Schüsse abgab, selber ohne Notwendigkeit in eine Situation gebracht, in der er Aman Alizada direkt gegenüber stand und diese möglicherweise tatsächlich als bedrohlich empfand. Ein forensisches Schusswinkel-Gutachten legt allerdings nahe, dass Aman Alizada überhaupt nicht in einer Angriffsposition war, als er erschossen wurde. Außerdem bleibt die grundsätzliche Frage unbeantwortet, ob selbst bei einer Notwehrhandlung fünf Schüsse abgegeben werden müssen, die dann z.T. auch noch tödlich waren. „Angesichts der bekannten Fakten ist es vollkommen absurd, wenn die Staatsanwaltschaft in Stade zu der Feststellung kommt, der Polizist habe in „glasklarer Notwehr“ gehandelt“, so Barbara Erhardt- Gessenharter von der BI Menschenwürde im Landkreis Stade.

„Wir erwarten, dass es eine restlose Aufklärung gibt. Und der richtige Ort dafür ist das Gericht, in dem Zeug:innen geladen und angehört werden können und wo der Bruder als Nebenkläger die Chance hat, eigene Fragen beantwortet zu bekommen“, fordert daher Dörthe Hinz vom Flüchtlingsrat Niedersachsen.

Nur der hartnäckigen Öffentlichkeitsarbeit der BI Menschenwürde im Landkreis Stade, der Initiative Aman Alizada und des Flüchtlingsrates sowie der Beharrlichkeit des Anwalts des Bruders, ist es zu verdanken, dass die Ermittlungen auf Weisung der Generalstaatsanwaltschaft in Celle weitergeführt werden.
„Wir sind nicht überrascht von der zwischenzeitlichen Einstellung, dieser Fall ist einer von vielen und es gibt fast nie Aufklärung oder Konsequenzen, deshalb ist es unsere Aufgabe Druck auf der Straße aufzubauen.“ so Conny von der Initiative Aman Alizada.

Für den Bruder und für die Freund:innen von Aman Alizada ist es schwer zu ertragen, dass die Umstände weiterhin nicht richtig untersucht wurden und es keinerlei Konsequenzen hat, dass der junge Mann getötet wurde. „Ich erwarte, dass die Polizei für rücksichtloses Verhalten, Fehler, Fehlberechnungen, Vorurteile – oder was auch immer die Ursache für das sinnlose Töten meines Bruders war – zur Verantwortung gezogen wird, so dass unschuldige junge Menschen wie Aman, und Kinder sich unter Polizei “Schutz” sicher fühlen können und nicht Opfer von Schießübungen werden” so Rahmat Alizada, Bruder des Verstorbenen.

Die Initiative Aman Alizada ruft gemeinsam mit dem Flüchtlingsrat, Freund:innen, Angehörigen und Unterstützenden von Aman, den Falken Niederelbe und der SKF Sauerkrautfabrik Harburg zur Teilnahme an der Demonstration auf.

Samstag, 21.08.2021
Start: 14 Uhr
Ort: Pferdemarkt, Stade
Weitere Informationen zur Demonstration finden sich unter: www.initiativeamanalizada.blackblogs.org

Hintergrund
Am 17. August 2019 starb der 19 jährige Aman Alizada in Folge eines tödlichen Polizeieinsatzes in Stade.
Aman Alizada war Ende 2015 mit 15 Jahren allein aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. Als Angehöriger der ethnischen Minderheit Hazara hatte er Schutz und Sicherheit vor weiterer Gewalt und Verfolgung gesucht. Am Abend des 17. August wurde der 19-Jährige dann von der Polizei während eines Einsatzes in seiner Unterkunft im Stadtteil Bützfleth erschossen.