Heute am 07.02.2022 dem Jahrestag der Ermordung Harburger Arbeiter und Gewerkschafter Martin Leuschel und Karl Karcz durch SA-Schergen, haben die „Omas Gegen Rechts“ zusammen mit uns eine Gedenkveranstaltung auf dem Herbert-Wehner-Platz abgehalten.
Am 07.02.1933 begann der Nazi-Terror in Harburg mit dem Mord an den Arbeitern Martin Leuschel (KPD) und Karl Karcz (SPD) im Großen Schippsee. Die Omas hatten zu den Ermordeten und den damaligen Umständen eine Infowand erstellt. Die Sauerkrautfabrik stellte zusätzlich einen Bezug in die heutige Zeit her indem ein 20 Meter langes Banner mit den Namen der Opfern Rechter Gewalt aus den letzten zehn Jahren aufgehängt wurde.
Sowohl die Omas, als auch die Sauerkrautfabrik bezogen sich in ihren Redebeiträgen auf die Geschehnisse von damals und die aktuellen faschistoiden Entwicklungen in der Gesellschaft. Beide hoben die Notwendigkeit dagegen entschieden Stellung zu beziehen und Faschisten, alten wie jungen, keinen Millimeter Platz zuzugestehen. Die Redebeiträge könnt ihr weiter unten nachlesen.
Gemeinsam verteilten wir Flyer zum Thema und kamen darüber auch mit vielen Passanten ins Gespräch. Auch wurden Blumen an der offiziellen Gedenkstätte an der Ecke Großer Schippsee angebracht.
Redebeitrag Omas gegen Rechts:
Wir OMAS GEGEN RECHTS beobachten auf vielen Ebenen der Gesellschaft eine Entwicklung hin zu autoritärem, faschistoidem bis offen faschistischem Gedankengut. Um diese Entwicklungen zu stoppen und zurückzudrängen, müssen alle demokratischen Kräfte gemeinsam handeln.
Darum erinnern wir heute hier an die Morde an den Arbeitern Martin Leuschel und Karl Karcz, die am 7.02.1933, also 1 Woche nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten von SA Schergen hier in Harburg, wenige Meter von hier, niedergeschossen wurden. Die Stele dort drüben wurde zu ihrem Gedenken errichtet.
Martin Leuschel wurde nur 28 Jahre alt, er hatte wenige Tage zuvor Geburtstag gefeiert und war sofort tot. Karl Karcz starb mit gerade mal 51 Jahren 2 Monate später an den erlittenen Verletzungen. Der Tot der beiden blieb ungesühnt, nur einer der Täter kam in Haft und der wurde einige Tage später von 40-50 Männern der SA und SS gewaltsam aus dem Polizeigewahrsam befreit.
Durch eine allgemeine Amnestie des Reichspräsidenten wurde das Verfahren gegen die Täter bald eingestellt, da und das ist wirklich ein HOHN “die Straftaten im Kampfe für die nationale Erhebung des Deutschen Volkes begangen worden sind “
Nach über 200 Todesopfern rechter Gewalttäter seit 1980 warnen wir vor der Zunahme von rechtem Denken, Rassismus und Antisemitismus in unserer Gesellschaft, das gerade in letzter Zeit im Netz und auf der Straße propagiert wird, um es wieder gesellschaftsfähig zu machen.
Dem treten wir hier und heute entschieden entgegen. Auf dem dortigen Banner haben die jungen Menschen von der Sauerkrautfabrik die Namen der Opfer der letzten Jahre verzeichnet. Wir danken Euch für Euer kommen und die Unterstützung in dieser so wichtigen Sache.
Wir OMAS GEGEN RECHTS setzen uns ein für eine demokratische, rechtsstaatlich organisierte, freie Gesellschaft. Wir wenden uns gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen die Ausgrenzung behinderter Menschen und alter Menschen. Wir stehen ein für die Rechte der vor Krieg und Not geflüchteten Menschen. Wir bekämpfen Rassismus, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Sozialabbau.
Redebeitrag Sauerkrautfabrik:
Am 07.02.1933 wurden an diesem Ort die zwei Arbeiter Martin Leuschel und Karl Karcz von einem Harburger SA Schergen ermordet. Martin Leuschel (KPD) verstarb noch am gleichen Abend nach einem Bauchschuss im Krankenhaus, während Karl Karcz (SPD) seinen Verletzungen 2 Monate später erlag. Der Mord an Martin Leuschel gilt als erster politischer Mord durch die Nationalsozialisten in Harburg- Wilhelmsburg. Angefacht durch die menschenverachtende, totalitäre, letztendlich faschistische Politik der NSDAP. Das Terrorisieren und Ausschalten von andersdenkenden Personen, Parteien und Gemeinschaften hatte System. Für Harburg- Wilhelmburg begann es hier vor dem damaligen Arbeiter*Innen Lokal „Stadt Hannover“.
Wir wissen alle wie sich die Geschichte Weiterentwickelte. Es Folgen hunderte, Zehntausende, Millionen von Todesopfern, die dem systematischen Morden der Deutschen Faschisten zum Opfer fielen. Viele Mordeten, viele sahen zu.
Wir sind heute hier, um den Opfern des deutschen Faschismus ab 1933 bis Kriegsende zu erinnern. Ihrem Leiden, Ihrem Wirken und Ihrem Widerstand. Aber auch um zu Mahnen. Vor einer Geschichtsvergessenheit, die sich in den letzten Jahrzehnten auf bedenkliche Art und Weise in den Köpfen vieler Menschen festsetzt.
Seit dem Jahr 1990 wurden 214 Todesopfer erfasst, die Aufgrund rechtsextremer Motive ermordet wurden. Eben jener Menschenverachtenden und Faschistischen Motive, derer sich 1933 schon bedient wurde. Von staatlichen Institutionen wurde ein politisches Motiv des Öfteren für nichtig erklärt, weggeschaut oder gar mitgemordet. Viele Leute sehen zu, SAGEN „war ja nur ein Einzelfall“… Wir sagen Fuck OFF!!
Denn eins ist doch mal klar. Rechte Faschisten morden wieder und rechte Faschisten marschieren wieder. Das sollte gesellschaftlich und politisch mindestens erkannt, benannt und geschlossen verurteilt werden. Auch werden, als neofaschistisch erkennbare Gruppierungen, von einer spaziergangs- freudigen, wissenschaftsfremden und unsolidarischen Bürger*Innen Bewegung hofiert und so wieder gemeinheitstauglich gemacht.
Also…. Wir sind heute auch hier vor Ort um den Todesopfern rechter Gewalt seit 1945 zu Gedenken. Unser Ziel ist es alle statistisch erfassten Mordopfer seit 1990 auf einer, leider sehr langen, Banderole mit Namen und Todestag festzuhalten. Die ersten 20 Meter mit ca. 30 Namen sind abgebildet, weitere Einhundertachtzig Meter werden Folgen. Lasst uns ihre Namen nicht vergessen im konsequenten Kampf gegen das Erstarken rechter Gewalt.
„Say Their Names“
… und ALERTA!