Stellungnahme zu den Nazi-Schmierereien

Nazi Propaganda an Linkem Stadtteilprojekt

Vermutlich in der Nacht vom 02. auf den 03. März 2020 wurde die Sauerkrautfabrik (kurz: SKF), linkes Stadtteil- und Kulturprojekt im Herzen Harburgs, mit Hakenkreuzen, SS-Zeichen, Keltenkreuz und den Buchstaben „WP“ (White Power) besprüht. Auch im übrigen Stadtteil z.B. in der Fußgängerzone der Harburger Innenstadt sind vermutlich in der selben Nacht ähnliche faschistische Sprühereien aufgetaucht. Ein Zusammenhang ist für uns unverkennbar.1

Wir haben die Schmierereien kurz nachdem sie bemerkt worden waren entfernt und hoffen, dass selbiges auch zeitnah mit den Schmierereien in der Fußgängerzone geschieht. Ein fader Beigeschmack, ein mulmiges Gefühl im Bauch und tausend Fragen bleiben trotzdem. Denn es ist nicht das erste Mal, dass in Harburg rechte Schmierereien auftauchen. Im Juli 2018 sprühte jemand immer wieder „Juden vergasen“ und „Israel vernichten“ großflächig an verschiedene Stellen in der Harburger Innenstadt. Der*Die Täter*in ist bis heute unbekannt. Circa zur gleichen Zeit tauchten auch immer wieder Hakenkreuze in Harburg auf, die Täterin wurde damals von der Polizei gefasst.2 Leider wurden auch einige Antifaschist*innen verhaftet, denen vorgeworfen wird selbst gegen die Sprühereien aktiv geworden zu sein.Auch war dies nicht die erste gegen die SKF gerichtete Schmiererei. Bereits mehrere Male sind rechte Sticker an oder im Umfeld der SKF aufgetaucht und schon im Oktober wurde eine benachbarte Wand mit dem Spruch „ Fickt die Linksfaschisten“ beschmiert.

Dennoch war es eher ruhig um die Nazis im Stadtteil, doch in letzter Zeit drängen sie sich wieder vermehrt zurück in die öffentliche Wahrnehmung. Nicht zufällig fand der Wahlkampfauftakt für den Bundestagswahlkampf in Harburg statt. Darüber hinaus zählen die Wahlkreise in und um Harburg immer zu denen, in denen die AfD hamburgweit die stärksten Ergebnisse einfährt.Mit einer Kundgebung am 20.04. – dem Geburtstag Adolf Hitlers – wollte auch die NPD letztes Jahr zu alter Stärke in Harburg wiederfinden. Denn Ende der 1990er war es durch antifaschistische Arbeit gelungen Nazistrukturen in Harburg wie die Sinstorf Skins, Autonome Nationalist*innen und NPDler*innen aus Harburg zu verdrängen.

Und am kommenden 1. Mai 2020 wollen die Nazis durch Harburg marschieren. Ein Zusammenschluss aus NPD, Die Rechte und Autonomen Nationalist*innen möchte den traditionellen Kampftag der Arbeitenden nutzen, um für ihre faschistische Ideologie auf die Straße zu gehen.Es ist mit gewaltbereiten Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet zu rechnen und auch die Harburger Alt-Nazis werden vermutlich auf der Straße sein. Dass An- und Übergriffe im Vorfeld solcher Demos zunehmen ist wenig verwunderlich. Wir wissen hierbei, dass wir auf den Staat nicht vertrauen können und dürfen.

Es bleibt also viel zu tun für die antifaschistisch arbeitenden Menschen in Harburg. Der aktuelle Vorfall zeigt noch einmal die Notwendigkeit eben dieser Arbeit und wie wichtig es ist, auch im Alltag Augen und Ohren offen zu halten, sich in den Vierteln – auch abseits von den Szenekiezen – zu organisieren und antifaschistische Strukturen aufzubauen.

Kein Fußbreit den Faschisten.

1 Siehe hierzu die Veröffentlichung vom „Offenen Stadtteiltreff gegen Rechts“: https://www.facebook.com/OSGRH/posts/1062172574152298

2https://www.harburg-aktuell.de/news/polizei-und-feuerwehr/16378-hakenkreuz-schmierereien-fall-mit-ueberraschendem-ergebnis-geloest.html