Leere Konservendose mit Stern, die zwischen zwei Zahnräder fällt

Solidarisierung mit dem libertären Kultur- und Aktionszentrum „Schwarze Katze“

Solidarisierung mit dem libertären Kultur- und Aktionszentrum „Schwarze Katze“ anlässlich der Vorfälle um den 09./10.01.21 und Positionierung gegen jegliche Angriffe dieser Art

 

In der Nacht vom 09. auf den 10. Januar wurde das libertäre Kultur- und Aktionszentrum „Schwarze Katze“ durch Graffiti und Aufkleber mit sexistischen und queerfeindlichen Beschimpfungen („ANARCHO FOTZEN“, „Queer Fotzen“, AntiDs sind HS!“), Revieransprüchen („ANTIIMP AREA“) und Symbolen des autoritären Sozialismus (Hammer&Sichel-Tags, Sticker mit Lenin-Stalin-Mao-Konterfeis) beschädigt und beschmutzt. Bereits im Vorfeld wurden seit Anfang November mehrfach Aufkleber der „Proletarischen Jugend Hamburg“ verklebt und Graffiti an Fenster und Wand hinterlassen. (https://libertaereszentrum.de/index.php?mact=News,cntnt01,detail,0&cntnt01articleid=18&cntnt01pagelimit=3&cntnt01returnid=1)

In der öffentlichen Erklärung der „Schwarzen Katze“ vom 13.01.21 wird auf eine Ähnlichkeit mit anderen vergangenen Vorfällen in Flensburg und Berlin hingewiesen und wir erachten es für wichtig diese im Folgenden im Zusammenhang zu betrachten, um Hintergründe zu klären und dazu anschließend Stellung zu beziehen.

Zum einen geht es dabei um persönliche Drohungen in der Nähe von und um einen Farbanschlag des Revolutionären Kollektivs auf das Gebäude der anarchistischen, emanzipatorischen Mailorder Black Mosquito in Flensburg, bei dem mit ähnlichen bis gleichen Begrifflichkeiten hantiert wurde. (https://black-mosquito.org/de/blog/news/rk-angriff.html)

In einem offenen Brief verschiedener Flensburger Gruppen wird zu verschieden Angriffen des Revolutionären Kollektivs (Ableger des Jugendwiderstands Berlin) eine Stellungnahme veröffentlicht, die die innerlinke Gewalt (z.B. Graffitis mit „Anti-Kommunisten abstechen – „Linke“ auch) und Frauenverachtung des RK´s dokumentiert und verurteilt. (https://akopol.wordpress.com/2018/06/27/offener-brief-zum-revolutionaeren-kollektiv-flensburg-innerlinke-gewalt-und-frauenverachtung-ausgeschlossen/)

Zum anderen geht es um den Jugendwiderstand Berlin rund um den Rapper Taktikka in Neukölln, die u.a. mit solchen unsäglichen Vorfällen auf sich aufmerksam machen:

„Bei der 1. Mai-Demo in Kreuzberg kam es zu einem Übergriff auf den feministischen Block: Die Demonstrant*innen trugen ein Transparent mit der Aufschrift „Den antisemitischen Konsens brechen! Jugend gegen Antisemitismus und Rassismus“. Offenbar eine Provokation für die Jugendwiderstand-Schläger*innen. In Videos ist zu sehen, wie mehrere Männer schlagend und tretend in den Block stürmen und das Transparent niederreißen. Der Grünen Politiker Eric Marquardt klebte Plakate mit dem Slogan „Refugees Welcome“ im Bezirk. „Jugendwiderständler“ klebten eigene Sticker auf die Plakate und bedrohten den Politiker: „Wenn du die Aufkleber anfasst, stechen wird dich ab“. (https://www.belltower.news/jugendwiderstand-von-der-intifada-bis-zum-volkskrieg-78939/)

Zurück zu dem Angriff auf die „Schwarze Katze“. Die Proletarische Jugend Hamburg hat am 13.01.21 eine Distanzierung zu dieser Aktion und einzelnen inhaltlichen Beleidigungen u.a. auf Facebook veröffentlicht.

Wir hoffen, dass auf die öffentliche Distanzierung auch eine interne Aufarbeitung innerhalb der PJH rund um diesen Vorfall stattgefunden hat und die Ursachen, warum die eigene Gruppierung für solche Ansätze anfällig ist, geklärt und beseitigt werden.

An dieser Stelle soll noch aus einem Kommentar (Jörg Pepmeyer, AKOPOL) zum Offenen Brief der verschiedenen Flensburger Gruppierungen zitiert werden:

„Gleichzeitig führt eine derartig ignorante und gewaltverherrlichende Politik in der öffentlichen Wahrnehmung zur De-Legitimierung linker und libertärer Politik im Allgemeinen und verhindert im Besonderen die Einheit einer breiten, von Solidarität und Respekt getragenen politischen und demokratischen Bewegung gegen die Herrschenden und ihr ausbeuterisches Wirtschaftssystem. Da freut sich am Ende nicht nur der Staatsschutz..“

In Zeiten einer weltweiten Pandemie, in denen antisemitische Verschwörungsmythen befeuert werden und nicht nur deshalb gesamtgesellschaftliche und innerlinke Solidarität gefragt ist, in Zeiten von rechtsterroristischen Anschlägen, deren Aufklärung durch die Sicherheitsbehörden erschwert wird, in Zeiten von Klimakrise wegen Kapitalismus braucht es eine starke, geschlossene Linke, die sich nicht mit inneren Kämpfen selbst schwächt.

In dieser Linken kann es jedoch keine Toleranz für (Hetero-)Sexismus, Nationalismus, martialische Gewaltverherrlichungen oder grobe Pauschalisierungen („Anti-D´s“), die einem emanzipatorischen, differenzierten Denken entgegenstehen, geben.

Wir möchten deshalb an dieser Stelle unsere Solidarität mit der „Schwarzen Katzen“ und den anderen autonomen Zentren, die Opfer solcher Angriffe werden mussten, sowie die Verurteilung solcher Aktionen ausdrücken.

 

(Zum Weiterlesen über die Rolle des Kampfbegriffs „Antideutsch“ hier eine Veröffentlichung der NDM „“Antideutsche”? Wat is dat denn? – Anmerkungen zur praktischen Bedeutung eines Kampfbegriffs“: https://kruppzeuch.wordpress.com/2010/08/05/antideutsche-wat-is-dat-denn/)