Gestern wurden mit der Zentrale in Münster und der Elster230 in Köln zwei seit kurzem besetzte Häuser geräumt. Einzig die Gartenstraße 7 in Tübingen ist noch übrig von der „Besetzungswelle“ vor gut zwei Wochen.
In Berlin kämpfen mit der Meuterei, dem Syndikat, Potse/Drugstore, dem Wagenplatz DieselA mit angeschlossenem Widerstrand und der Liebig34 eine Vielzahl von Projekten gegen die Verdrängung durch Investor*innen und dem Senat.
Mal wieder wurden die Interessen aller den Gewinnen einiger ( in Münster und Köln der Deutsche Bahn Immobilien ) geopfert. Und natürlich stehen die Bullen in solchen Fällen Gewehr bei Fuß um Gewinninteressen mit Gewalt durchzuprügeln.
Verdrängung ist überall
Das besetzte Gebäude in Münster, das vormals als Veranstaltungsort genutzt wurde, soll – zusammen mit einem Jugendzentrum Gleis 22 , dem Gebäude des Chance e. V., der sich für die Integration von Haftentlassenen kümmert und vielleicht sogar dem Haus der Wohnungslosenhilfe – der Aufwertung des Viertels zum Opfer fallen.
Die Elster230 sollte als Beratungs-, Wohn- und Zufluchtsort für obdachlose Frauen genutzt werden. Obwohl es seitens der Besetzer*innen das Angebot gab das Haus zu kaufen ließ DB Immobilien die Verhandlungen nach wenigen Minuten platzen und beantragte am nächsten Tag die Räumung.
Auch in Berlin, der „Hauptstadt der Gentrifizierung“ sollen selbstverwaltete, soziale, unbequeme Projekte dem Gewinninteresse der Investor*innen geopfert werden. Oder, um ehrlich zu sein, der Investoren. Denn wie die Besetzer*innen der Elster und Zentrale treffend feststellen sind es„überwiegend weiße, Cis-männliche Investoren“ deren Interessen vertreten werden. Dass diese Queer-feministische Projekte zeigt umso deutlicher, dass wir es nicht mit einem isolierten Problem zu tun haben, welches einer Mietpreisbremse, Mietendeckel, Millieuschutz oder Ähnlichem bekämpfen lässt.
Anschaulich zeigt dies der vermeintlich linke rot-rot-grüne Senat in Berlin, der sich zwar das Thema Gentrifizierung und Miete groß auf die Fahnen schreibt, seine Bullen aber Leerstand auch um den Preis gebrochener Knochen durchsetzen lässt.
Auch in Harburg bekommen wir die Folgen der Gentrifizierung zu spüren, während die Innenstadt Stück für Stück aufgehübscht und alle „Ungewollten“ vertrieben werden, gibt es mindestens genauso viel Leerstand wie bald Zimmer in beschissenen Hotelneubauten. Im Hafen wurde ein ganzer Kiez aus dem Boden gestampft in dem ein Haus unbezahlbarer ist als das nächste.
Geht es nach der Bürgerschaft und Bezirksverwaltung gehört die Stadt nur denen, die es sich leisten können. Sozialer Wohnungsbau wird allenfalls als Deckmäntelchen genutzt, der versprochene „Drittelmix“ bei vielen Neubauten – wie beispielsweise dem Neubau auf dem Gelände des „Harburg Centers“ nicht realisiert.
Mit der CG – Gruppe, die die alte Gummiwarenfabrik gekauft hat, ist jetzt auch ein Investor in Harburg in Erscheinung getreten, der weit über Berlin bekannt ist für teure Luxusneubauten, beispielsweise in der Rigaerstraße in Berlin.
Für uns ist klar:
Die Verdrängung ist Bestandteil des kapitalistischen, patriachalen Systems und kann nur als solches bekämpft werden.
Deshalb solidarisieren wir uns mit Allen, die die Sache selbst in die Hand nehmen. Egal, ob sie neue Räume schaffen, bestehende Verteidigen oder Profiteur*innen der Verdrängung bekämpfen.
Lasst uns gemeinsam kämpfen für Selbstorganisation und Stadtteilpolitik von unten.
Das heißt Investor*innen in die Suppe spucken, leerstehende Häuser besetzen und bestehende verteidigen!
Die Sauerkrautfabrik Harburg
P.S.: Diesen Samstag machen wir auf dem „Keine Knete trotzdem Fete“- Festival ein Solifoto für Alle die gegen Verdrängung und Gentrifizierung kämpfen. Wir treffen uns um 19:30 am Eingang. Bringt mit, was ihr für ein Solifoto braucht!